Hinter verschieden vergitterten Fenstern…
…doch die Fesseln bleiben die selben!

Silvester zum Knast – die Maschinerie der Gefängnisse hinterfragen, demontieren und zerstören!

Silvester zum Knast-Demo am 31.12.2011 und Veranstaltungsmonat im Dezember


Aufruf

Hinter verschieden vergitterten Fenstern…

Silvester zum Knast – die Maschinerie der Gefängnisse hinterfragen, demontieren und zerstören!

Seit mehreren Jahren kommen zu Silvester Menschen zusammen, um ihren Ideen einer Gesellschaft ohne Herrschaft und Zwang, auf den Straßen Ausdruck zu verleihen. Nicht nur in Berlin-Moabit, dessen JVA um die 1.500 Gefangene einsperrt, sondern auch in Grünau, wo Menschen verschiedenster Herkunft in Abschiebehaft gehalten werden, da sie die falschen oder gar keine Papiere besitzen. Papiere, die dir sagen, wo du sein darfst oder – und dies spiegelt die Realität der Meisten wieder – wo du nicht sein darfst.
Beides, im Knast zu sitzen, weil du vielleicht geklaut oder Eigentum zerstört hast, ohne Ticket gefahren bist oder im Knast zu sein, weil du aus deinem Herkunftsland geflüchtet bist, sei es aus Perspektivlosigkeit oder aus Angst verfolgt zu werden, beruht auf ein und derselben Tatsache: das Bestehen von sozialen Strukturen, die festlegen, was falsch und was richtig ist, was geschützt und was bestraft werden muss. Gesetze und Regeln, die von einigen wenigen beschlossen werden, denen sich andere wiederum unterwerfen müssen. Diese Logik der Bestrafung und des daraus resultierenden Einsperrens gilt es zu durchbrechen.
Doch wir wollen sie nicht nur brechen, sondern all die Umstände, die dieser Logik in die Hände spielen, zerstören. Auf das es möglich ist, ein Miteinander entstehen zu lassen, dass solche Bedingungen nicht wieder reproduziert…

An Silvester geht es uns darum Solidarität, Wut und Kraft von der Straße durch die Mauern zu senden, aber auch an bestehende Kämpfe anzuknüpfen. Sei es um sich Repressalien entschlossen entgegen zu stellen, über sie zu informieren, zu diskutieren oder sei es um internationale Kämpfe, wie etwa Hungerstreiks oder Arbeitsverweigerungen innerhalb der Knäste, zu unterstützen. Denn diese Knastgesellschaft ist komplex und reicht von denen, welche die Infrastruktur stellen, hin bis zu denen, die Überwachung, Kontrolle und die Normalität dieser Gefängnisse ermöglichen.
Das betrifft auch ganz explizit uns, deren Welt sich außerhalb hoher Mauern abspielt. Denn mit all ihren Gesetzen und Normen, die Zwang, Ausbeutung und Verhältnisse der Ungleichheiten schaffen, ähnelt diese Welt immer mehr einer, die hinter Gittern stattfindet. Es geht darum, diese sogenannte Freiheit, die uns mit all seinen scheinbaren Privilegien vorgesetzt wird, zu hinterfragen. Denn welche Freiheit genießen wir, wenn unser Leben durch Grenzen und Schranken definiert wird, wo ein Stück Papier deine Hoffnung auf ein angenehmeres Leben auf einen Schlag verwischen kann? Wo die bestehende Ordnung zwischen arm und reich unterscheidet und gegebenenfalls die wegsperrt, die über die vorgeschriebenen Linien treten. Und in welcher Freiheit leben wir, wenn wir andere Menschen einschränken und ihnen nicht die Fähigkeit zuschreiben, eigenmächtig über ihr Leben zu entscheiden? Der Bulle im Kopf, mit all seinen autoritären Zügen, muss verschwinden, damit es uns möglich ist, unsere eigene Freiheit wieder aneignen zu können…

Dieses Knastsystem ist nicht reformierbar, denn es ist von Grund auf falsch, hier und überall. Es macht keinen besseren Menschen, es trägt nicht zur Lösung sozialer Konflikte bei. Dieses auf Konkurrenzdenken und Ungerechtigkeit basierende Nebeneinander sperrt Menschen weg, oder schiebt sie ab, um auf der einen Seite alles Problematische von sich zu stoßen und auf der anderen Seite um diejenigen, die verzweifelt nach der Freiheit suchen, abzuschrecken und Exempel zu statuieren. Eine Gesellschaft des ausgestreckten Zeigefingers, unfähig sich vorzustellen, jenseits von Autoritäten zu existieren.

Wir wollen unsere Solidarität und unsere gegenseitige Hilfe nutzen, um all diese Mauern Stein für Stein einzureißen. BIS ALLE FREI SIND!

…doch die Fesseln bleiben die selben!


Termine

Mittwoch 30.11. – 20 Uhr – Kadterschmiede

Zum §129-Verfahren in Sachsen

Die Kam­pa­gne Hun­dert­neun­und­zwan­zig eV be­schäf­tigt sich mit den ak­tu­el­len Er­mitt­lungs­ver­fah­ren nach Pa­ra­graph 129, der „Bil­dung einer kri­mi­nel­len Ver­ei­ni­gung“, wel­che gegen 44 Per­so­nen in und um Dres­den er­öff­net wur­den. Unter Ein­be­zie­hung des all­ge­mei­nen po­li­ti­schen Kli­mas in Sach­sen und den dar­aus resul­tie­ren­den po­li­zei­li­chen Ma­nö­vern, wie der mas­si­ven Funk­zel­len­aus­wer­tung wol­len wir Euch zei­gen, womit sich ra­di­ka­le Linke – nicht nur – in Sach­sen aus­ein­an­der­set­zen müs­sen. Eine Ein­füh­rung in und über die ak­tu­el­len Er­mitt­lun­gen nach §129 StGB in Sach­sen.
[www.hundertneunundzwanzigev.blogsport.de – Rigaerstr. 94, F’hain]

Freitag 02.12. – 18 Uhr – K9

Veranstaltung zur Abschiebehaft und dem neuen Abschiebeknast auf dem BBI

Berlin Brandenburg baut neuen Abschiebeknast auf dem Flughafen BBI – Infos und Widerstand. Großbaustelle Flughafen BBI: Was für viele aussieht wie das neue Tor in den Urlaub und ferne Länder, soll für andere zum exterritorialen Endpunkt ihrer Flucht werden. Denn wie erst im Oktober bekannt wurde, soll auf dem Gelände des neuen Großflughafens ein Abschiebeknast aufgebaut werden, in dem das sog. Flughafenverfahren durchgeführt werden kann. Da der Knast per Gesetzt außerhalb der Bundesrepublik (exterritorial) liegt, gelten die normalen Rechte des sowieso fast auswegslosen Asylverfahrens einfach nicht. Erwachsene, Kinder und minderjährige unbegleitete Flüchtlinge sollen in dem geplanten, 30 Plätze umfassenden Asylgefängnis interniert nach einem außergerichtlichen Schnellverfahren wieder abgeschoben werden. Hand in Hand mit der Bundesregierung forcieren die beiden (noch) rot-rot regierten Länder Berlin und Brandenburg hier nicht nur den Ausbau des rechtlich umstrittenen Flughafenverfahren, sondern auch die Teilprivatisierung von Knästen. Denn mit der „sozialrechtlichen Betreuung“ wurde die Sicherheitsfirma B.O.S.S. beauftragt. B.O.S.S. ist bereits für die „Betreuung“ des Abschiebeknastes in Eisenhüttenstadt/Brandenburg zuständig.
Mit aktuellen Infos zum Flughafenverfahren und der politischen Situation um den Großflughafen BBI (Flüchtlingsrat Brandenburg). Bericht aus dem Abschiebeknast in Berlin Köpenick (Initiative gegen Abschiebehaft).
[chipini.blogsport.de – Kinzigstr. 9, F’hain]

Montag 5. Dezember – 20 Uhr- Scherer8

Veranstaltung zum „Piratenprozess“

Infoveranstaltung zum sogenannten „Piratenprozess“, der seit November 2010 in Hamburg verhandelt wird. Zur Veranstaltung wird die Soligruppe aus Hamburg kommen und über Hintergründe und den aktuellen Prozessverlauf berichten.
[reclaim-the-seas.blogspot.com – Schererstr 8, Wedding, nahe S+U Wedding + U Nauener Platz]

Freitag 09.12. – 20 Uhr – Kadterschmiede

Gefängnisindustrie und Repression in den USA – Info Abend am 30. Haftjahrestag von Mumia Abu-Jamal

2,5 Millionen Gefangene – die überwiegende Mehrheit davon People Of Color – erwirtschaften unter Zwang enorme Gewinne für Konzerne und Staat innerhalb der Gefängnisindustrie. Hintergründe zur modernen Fortführung der Sklaverei unter anderem Namen und Ausblicke auf Europa – anschließend ein neuer Film („Justice On Trial“ – USA 2010, OmU) über den Anti-Knastaktivisten und Journalisten Mumia Abu-Jamal an seinem 30. Haftjahrestag.
[www.freiheit-fuer-mumia.de – Rigaerstr. 94, F’hain]

Samstag 10.12. – 15 Uhr – S-Bhf Spindlersfeld

Abschiebehaft auf dem Flughafen BBI verhindern! Abschiebeknast Grünau schließen! Demonstration zum Abschiebeknast Grünau

Seit 1993 ist das Recht auf Asyl in Deutschland praktisch abgeschafft. Um 10.000 Abschiebungen pro Jahr sicherzustellen, wird massenhaft „polizeiliche Abschiebehaft“ angeordnet. Neben dem Abschiebeknast Berlin-Grünau, der 1994 eingerichtet wurde, soll nun im Transitbereich des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg-International (BBI) in Schönefeld eine weitere Haftanstalt gebaut werden.
[chipini.blogsport.de – S-Bahn 47]

Mittwoch 14.12. – 20 Uhr – Kadterschmiede

Filmvorführung: If a tree falls – A story of the Earth Liberation Front

Im Jahr 2005 gab es in den USA eine große Verhaftungswelle gegen eine mutmassliche Zelle der ELF, unter dem Vorwurf für eine Vielzahl von Aktionen, die im Namen der ELF durchgeführt wurden, verantwortlich zu sein. Daniel McGowan und seine WeggefährtInnen erklären in dem Film ihre Beweggründe und Motivationen für ihren Kampf. Außerdem wird versucht zu klären, warum die Repressionsbehörden die Gruppe als „größte terroristische inländische Bedrohung“ darstellten. Der Film wird im englischen Original gezeigt.
[www.ifatreefallsfilm.com – Rigaerstr. 94, F’hain]

Samstag 31.12. – 14 Uhr – Abschiebeknast Grünau

Kundgebung vor dem Abschiebeknast

[Grünauer Str. 140, Köpenick, nahe S-Bhf Spindlersfeld]

Samstag 31.12. – 22:45 Uhr – U-Bhf Turmstrasse

Demo zur JVA Moabit

[Moabit, U-Bahnlinie 9]

Januar 2012

Buchvorstellung „abrisse“ vom bauluecken-Projekt

[bauluecken.blogsport.de]


Poster, Banner

Silvester zum Knast-Demo am 31.12.2011 und Veranstaltungsmonat im Dezember


Demobericht

Am letzten Tag des Jahres 2011 gab es traditionell die “Silvester zum Knast”-Demonstrationen in Berlin, dieses Mal unter dem Motto “Hinter verschieden vergitterten Fenstern… – Silvester zum Knast – die Maschinerie der Gefängnisse hinterfragen, demontieren und zerstören! – …doch die Fesseln bleiben die selben!“. Mit den Demos soll die Unversöhnlichkeit mit der Knastgesellschaft und den herrschenden Verhältnissen zum Ausdruck gebracht werden und die Solidarität mit all denjenigen, die in den Knästen und den anderen Orten der Einsperrung festgehalten werden, auf die Strasse getragen werden.

Bereits in den Nachmittagsstunden versammelten sich vor dem Abschiebeknast in Grünau an die 150 Personen, um ihrer Solidarität mit den dort inhaftierten MigrantInnen Ausdruck zu verleihen. Zu diesen gab es leider keinen Sichtkontakt, mit aller Wahrscheinlichkeit wurden die ca. 20 Gefangenen in Gebäudeteile verlegt, in denen sie von der Kundgebung nichts mitbekommen. So war es ihnen nicht möglich den lautstarken Parolen, der Sambagruppe und den durch den Lautsprecherwagen vorgetragenen Grußworten und Redebeiträgen, in welchen die herrschenden Zustände der rassistischen und mordenden Abschiebepraxis thematisiert wurden, zu lauschen.

In der Dunkelheit der Nacht versammelten sich gegen 23 Uhr mehr als 750 solidarische Menschen am U-Bahnhof Turmstrasse, um lautstark zum nahe gelegenen U-Haftknast Moabit zu ziehen. Durch ein mitgeführtes Megaphon wurden knastkritische Beiträge vorgetragen, u.a. der Aufruf und ein Redebeitrag vom Vorbereitungskreis der Freiburger Anti-Knast-Demo. (siehe weiter unten). Am Knast gab es wie gewohnt viele Reaktionen der Gefangenen auf die Demo, leider nicht ganz so zahlreich wie in den letzten Jahren. Bei der Abschlusskundgebung vor dem Knast wurden wieder unzählige Raketen in Richtung der Knastmauern geschickt, um damit den Gefangenen zu zeigen, dass wir wegen ihnen da sind. Die Bullen hielten sich während der Demo größtenteils zurück, waren aber sichtlich genervt von den Knallern und Böllern, mit denen sich des öfteren beworfen wurden. Während der Abschlusskundgebung formierten sich die Bullen und suchten nach Leuten, die vermeintlich “Straftaten” gegangen haben sollen und bedrängten die DemoteilnehmerInnen, weshalb diesmal früher als sonst die Demo aufgelöst wurde, um den Bullen nicht die Möglichkeit zu geben die Demo auseinander zuhauen und um damit nicht die Kontrolle über das eigene Handeln zu verlieren.

Bilder der Demo gibt es bei ABC Berlin und Flickr: Rassloff und Kietzmann (Grünau + Moabit)


Photos


Demos / Aktionen in anderen Städten

Köln –> linksunten.indymedia.org + de.indymedia.org
Hamburg –> www.abc-berlin.net
Stuttgart –> silvesteraction.blogsport.de + de.indymedia.org
Bremen –> antifa-komitee.org + de.indymedia.org + antifasabotage.blogsport.de
Dresden –> de.indymedia.org

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