Sylvester zum Knast – gegen alle Zwangsanstalten!
…reißen wir die Mauern ein, die uns trennen!


Aufruf

31. Dezember 2007 – 22.45 – U-Bhf Turmstr. (U9)

Knäste sind das höchste Mittel des Staates und des Kapitals zur Abschreckung aller, die aktiv diesen bestehenden Verhältnissen gegenübertreten oder einfach in die Illegalität gedrängt werden. Dafür gibt es verschiedenste Gründe, meistens aufgrund sozialer Ursachen, welche auf den kapitalistischen Bedingungen der Ausbeutung beruhen.
Die Vielzahl der Inhaftierten, die sogenannten „sozialen Gefangenen“, befinden sich hinter den Mauern aufgrund von Verstößen bedingt durch die sozialen Ursachen.
Eine Gesellschaft, sich stützend auf Ausbeutung, Diskriminierung und organisierte Gewalt durch staatliche Kräfte, produziert verschiedenste formen des Wegsperrens um damit die Stabilität zu erhalten.
Schlussendlich führt dies zu einer kapitalistischen Gesellschaft aufgebaut auf Knästen, Internierungslagern und psychiatrischen Anstalten.
Deswegen gegen alle Formen des Eingesperrtseins und in Solidarität mit den Gefangenen und für eine Gesellschaft ohne Knäste, rufen wir zur Beteiligung an der Demonstration zur JVA Moabit am 31. Dezember 2007 auf.


Poster, Banner


Demobericht

Wie schon seit vielen Jahren wurde auch wieder am 31. Dezember 2007 zu einer Demonstration zum Knast in Berlin-Moabit aufgerufen. 400 Menschen zeigten sich mit den Inhaftierten solidarisch unter dem Motto: „…reißen wir die Mauern ein, die uns trennen! Gegen alle Zwangsanstalten!“
Die Demo war sehr lautstark und kraftvoll, an den Fenstern des Knastes gab es viele Reaktionen auf die Demo und auch die AnwohnerInnen zeigten sich solidarisch. Schon vor Mitternacht wurden eine große Anzahl an Raketen und Knallkörper in Richtung der grauen Mauern geschossen. Es wurden Grußworte von Christian S., ein in Berlin-Tegel inhaftierter Antifaschist, und von Thomas Meyer-Falk, anarchistischer Skinhead inhaftiert in Bruchsal, verlesen. Redebeiträge gab es vom Bündnis für die Einstellung des 129(a)-Verfahrens, von der Soligruppe Christian und zwei Beiträge über die Föderalismusreform und über Sicherungsverwahrung. Vor dem Knast gab es dann Neujahrgrüße in vielen Sprachen, persönliche Grüße an in Moabit weggesperrte und gute Musik.
Die Zeit für den Startpunkt wurde bewusst für eine frühere Zeit als gewohnt angesetzt, da es geplant war nicht die übliche Route zu gehen, sondern einen anderen Weg um den Knast herum, um damit möglichst alle Gefangenen zu erreichen und um ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein und vergessen sind. An der seit Jahren wieder steigenden Anzahl der DemonstrantInnen zeigt sich, dass das Thema Knast und Eingesperrtsein wieder an Bedeutung gewinnt und viele die bestehenden Verhältnisse nicht so hinnehmen wie sie sind.

Die Demo war ein gelungener Auftakt für das neue Jahr indem viel passieren wird in Berlin und überall, sei es der Bullenkongress Ende Januar, die geplanten Räumungen von bedrohten Freiräumen und so weiter.

Für ein heißes 2008 – lasst es krachen und knallen!!!
Freiheit für alle!!!

Und am 29. Januar: Auf zur Demo gegen den Bullenkongress in Berlin
Und am 8. März: Demo zum Frauenknast in Berlin-Pankow in Solidarität mit Andrea und allen Gefangenen


Grussworte

Grußworte von Christian

Ich grüße die Gefangenen der JVA Moabit und hoffe, dass ihr euch durch die Untersuchungshaft nicht weichkochen lasst, sondern bei eurem Prozess sauber rauskommt, also: Keine Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz!
Ganz besondere Grüße gehen an alle die in den letzten Monaten durch ihre Aktionen, wie z.B.: bei der Freiraumdemo am 8. Dezember oder vor zwei Wochen in Hamburg, gezeigt haben das Widerstand in dieser repressiven Gesellschaft trotz allem möglich ist. Es wird auch im Knast bei vielen mit Zustimmung registriert, wenn es draußen mal wieder gekracht hat.
Symbolische Aktionen können dabei gut die Mauern zwischen draußen und drinnen überwinden. Die meisten Gefangenen sind nicht nur durch Beton von der antiautoritären Bewegung getrennt, sondern es gibt zu wenig Austausch von Informationen und Perspektiven.
Ich würde es begrüßen, wenn die Repressionsmaßnahmen des zu ende gehenden Jahres zu einer besseren Zusammenarbeit auf unserer Seite führen und das in allen linken Projekten das Hausverbot gegen die Bullen konsequent durchgesetzt wird!

FREIHEIT FÜR ALLE!!!

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Grußworte von Andrea

Solidarische Grüße an die Gefangenen in den JVA Moabit und die TeilnehmerInnen der Demonstration schicke ich euch aus der JVA Pankow, wo ich nach rund 25 Jahren politischen Aktivitäten für länger eingesperrt wurde, allerdings hatte ich mit dieser Statistik erheblich mehr Glück als viele andere.
Insbesondere Kinder und Jugendliche sollen früher die Macht der Justiz zu spüren kriegen, geschlossene Heime als Knäste für Kinder sind bereits Realität, die Sicherungsverwahrung für Jugendliche ist auf dem Weg zum Gesetz derzeit in den Schubladen beim Bundesrat.
In München sitzen zur Zeit drei junge HausbesetzerInnen nach einem brutalen SEK-Einsatz bei der Räumung unter dem Vorwurf des versuchten Totschlags in U-Haft. Solche Konstrukte sind ebensowenig Zufall wie etwa die 129a Phantastereien der BAW in diesem Jahr, sondern der Zweck sind Einschüchterung und Abschreckung von Massen kritischer Menschen.
Was hierzulande leider fehlt ist eine selbstverständliche praktische Solidarität mit Gefangenen weltweit (ob man sie persönlich kennt oder nicht) – und folglich auch eine selbstverständliche breite Anti-Knast-Bewegung, die nicht die Sache von wenigen SpezialistInnen ist, sondern von Massen getragen wird und dadurch kraftvoll wird.
Wenn wir schon beim Thema sind: ein großes Dankeschön an alle, die mir ihre Unterstützung in welcher Form auch immer zu Teil werden lassen – Post, etc. sind ja die Highlights im Knastalltag.

Freiheit + Anarchie!

Laßt Euch nicht erwischen oder unterkriegen 2008 – egal ob drinnen oder draußen!

Wir sehen uns

Andrea

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